Haltung und Zucht von Phelsuma inexpectata
Oliver Pürkel (IG-Rundschreiben 4/2001)
Im September 1998 erhielt ich meine erste Phelsuma inexpectata, es war ein doch sehr kräftiges Wildfangmännchen, welches schon länger in Terrarienhaltung war. Das Tier bekam ein Terrarium mit den Maßen 40X60X70cm. Beleuchtet mit zwei 18 Watt Leuchtstoffröhren und zwei Halogenspotstrahlern mit je 20 Watt. Eine dichte Bepflanzung mit Sansevierien und Nestfarn. Des weiteren waren senkrechte und waagrechte Bambusröhren und ein Trinkgefäß die Einrichtung. Gesprüht wurde einmal täglich.
Im Oktober des gleichen Jahres erhielt ich auf dem damaligen IG-Treffen ein Weibchen, welches ich zu dem Männchen setzte. Bereits nach 10 Tagen bemerkte ich bei genauer Beobachtung, begann das Weibchen mit den Zehen zu zucken. Ich dachte es war Streß bedingt durch meine doch sehr intensive Beobachtung. Nach zwei Monaten hatte es leichte Häutungsprobleme, welche aber einen Tag später behoben waren, also keine Panik. Doch weitere zwei Wochen später konnte es sich nicht mehr richtig an den Scheiben halten! Wieder Häutung? So war also wieder umsonst Sorgen gemacht. Drei Tage nach der Häutung lag das Tier abends am Boden, am darauffolgenden Tag war das Tier tot. Ich habe es gleich zu GEVO-Diagnostik gebracht, welche starken Befall mit Kokzidien und Flaggelaten feststellten!
Das Männchen verhielt sich in der ganzen Zeit eher passiv. Es jagte das Weibchen nicht. Doch war es derjenige der das Weibchen passiv umbrachte, oder besser ich war selber Schuld an dem Verlust. Hätte ich von dem Männchen zu Anfang gleich eine Kotuntersuchung vorgenommen, hätte ich dies verhindern können. Daraufhin holte ich mein Versäumnis nach und die Kotuntersuchung war wie nicht anders zu erwarten positiv. Es folgte nach Absprache mit meiner Tierärztin folgende Behandlung. 1 Tropfen Socatyl auf ein Teelöffel Fruchtbrei, drei Tage dann drei Tage Pause und dann nochmals drei Tage. Eine erneute Kotuntersuchung nach zwei Wochen brachte keine Besserung. Es folgte die gleiche Behandlung aber mit höherer Dosis (0,2mg). Zwei Wochen später ergab eine Kotprobe Besserung, aber nicht ganz frei. So wurde das Medikament gewechselt. Guanistrep 0,1ml auf 1 Teelöffel Brei wieder drei Tage. Nach der nächsten Kotprobe war das Tier frei. Mittlerweile hatte ich ein weiteres Weibchen erhalten. Doch auch hier stellten sich nach zwei Wochen die ersten Probleme in Form von Rachitis ein. Dieses Tier wurde über zwei Monate täglich für zehn Minuten mit einer Osram Ultravitaluxlampe bestrahlt und vermehrt mit Calcium (Calcium lactat) und Vitamin D3 (Vigantol) versorgt. Somit waren beide Tiere gesundheitlich fit und wurden im August 1999 zusammen gesetzt. Alles verlief nach Wunsch, doch wurden keine Eier mehr produziert.
Im Oktober 1999 bekam ich die Möglichkeit zwei weitere Paare zu übernehmen, welche anfangs ein Notquartier beziehen mußten, da ich zu dieser Zeit einen Umzug zu bewältigen hatte. Das Terrarium war 40X40X60cm groß mit einer Leuchtstoffröhre 13 Watt beleuchtet und nur mit Bambusstangen ausgestattet. Außerdem wurde es auch nicht so warm, da es sich um ein Kellerzimmer handelte. Prompt erhielt ich wieder nach zwei Wochen die Rechnung dafür! Eines der Weibchen hatte massiv Rachitis welche aber nach oben beschriebener Behandlung in den Griff zu bekommen war. Besonders die Weibchen scheinen auf Umstellungen sehr stark zu reagieren. Im Frühjahr 2000 beobachtete ich erste Paarungen, im Ende Februar, war eine deutliche Trächtigkeit ersichtlich. Doch war es ein Matschgelege.
Das folgende Gelege wurde in eine mit Zierwachs ausgekleidete Bambusröhre abgelegt, so daß ich das Gelege raus und in eine Jäger Kunstglucke bei 28°C konstant bebrüten konnte. Die Eimaße sind wie folgt: 1,82cm/1cm/0,9cm(gemessen mit einer Schieblehre). Bei der weiteren Trächtigkeit stellte ich fest, daß es zu lange dauerte, bis es zur Eiablage kam und entschloß mich zur Oxytocin Behandlung. Am nächsten Morgen waren Matscheier gelegt. Nach 57 Tagen sind die beiden ersten Tiere aus dem 28°C Brutkasten geschlüpft. Gesamt wurden 2000 zehn Eier gelegt. Die restlichen acht Eier wurden an die Scheiben geklebt, so daß ich sie nicht unter kontrollierten Bedingungen bebrüten konnte. Nachdem keine Jungtiere geschlüpft waren, entschloß ich mich die Eier zu öffnen. Vier waren unbefruchtet, und vier hatten zwar entwickelte Jungtiere aber zum Teil mit zwei Köpfen und auch zwei Schwänzen aber nur einem Rumpf. Meine Vermutung war, daß es entweder an den nicht optimalen Terrarien Verhältnissen, oder an Streß, bedingt durch einen weiteren Umzug in meine neue Zuchtanlage gelegen hat.
Die beiden Jungtiere wurden anfangs in Terrarien, welche bei mir immer dicht bepflanzt und mit senkrechten und waagrechten Bambusstangen bestückt sind, einzeln aufgezogen. Die Maße belaufen sich auf 17,5cmx20cmx15cm. Bei gutem Wachstum wurden sie dann nach ca. drei Monaten in Terrarien der Größe 17,5cmx29cmx20cm umgesetzt. Beide Tiere wurden Weibchen. Beleuchtet werden die Aufzuchtbecken nur mit Leuchtstoffröhren. Gefüttert werden sowohl die Jungtiere als auch die Adulten mit Kurzflügelgrillen, Drosophila, Wachsmaden, Fruchtbrei und Nekton Lori. Desweiteren werden zur Vitaminversorgung Korvimin ZVT und Calcium lactat gereicht. In der Legephase bekommen alle züchtenden Tiere Sepia-schalen (geschnitten), in den Brei werden auch noch Calcium frubiase Ampullen und Vigantol gemischt.
Doch zurück zur weiteren Haltung der Alttiere. Nach einer Winterpause bei acht Stunden Beleuchtung und drei mal 30 Min. Bestrahlung mit einem 20 Watt Halogenstrahler, wurde nach und nach die Beleuchtung wieder auf vierzehn Stunden erhöht. Bereits im Februar wurde ein Doppelgelege in Bambus gelegt, welches bei 29°C konstant bebrütet wurde. Es folgten sieben Doppeleier, und drei Einzeleier welche ich im Terrarium belassen mußte, sowie ein Doppel- und ein Einzelei, welche ich bei 29°C bebrütet habe. Nach durchschnittlich 54 Tagen schlüpften 20 Junggeckos, wobei ein Tier nach ca. zwei Wochen eine geschwollene Schnauze bekam. Vermutlich weil das Tier sehr häufig an den Scheiben lag schabte.
Den Grund dafür muß ich allerdings schuldig bleiben. Ich denke durch die Reizungen hat sich die Schnauze entzündet. Das Tier verstarb weitere drei Tage später. Die sonstige Aufzucht der Jungtiere ist vergleichbar mit den anderen Maskarenen Phelsumen. Das Geschlechterverhältnis ist zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr ungenau, aber von den älteren Tieren (erste zehn) sieben Männchen und drei Weibchen. Was für einen weiteren Zuchtstamm sehr positiv zu werten ist, da in den letzten Jahren hauptsächlich Weibchen nachgezogen wurden.
Fazit: ich hatte Anfang 2001 drei Pärchen Phelsuma inexpectata zur Verfügung, sowie zwei Weibchen NZ00. 2,2 Vermehrten sich gut (10/9)Eier. Ein Paar habe ich nach der Hälfte der Paarungszeit getrennt und anders zusammen gestellt, da ich einen weiteren Mann bekam. So habe ich ein altes Weibchen mit dem neuen Bock und das alte Männchen mit dem NZ Weibchen aus 00 verpaart. Das alte Weibchen hat mit dem neuen Mann zwei Einzeleier produziert wovon eines zum Schlupf kam. Das zweite entwickelte sich nicht. Das vierte Paar ( Alter 1,0 /0,1 NZ 00) hat nicht ein gutes Gelege gemacht. Deshalb gehe ich fast davon aus, daß das Männchen doch zu alt ist.
Das waren meine Erfahrungen mit P. inexpectata. Zugegeben in nicht langer Zeit, aber ich hoffe doch ein wenig weiter zum Verständnis dieser sehr interessanten Phelsumen Art beigetragen zu haben. Zum Schluß muß ich mich noch bei Stefan Rading bedanken, denn von Ihm hatte ich meinen ersten 1,0 erhalten. Des weiteren, möchte ich Achim Lerner, Jürgen Reuthe und besonders Frank Bruse, für Ihr Vertrauen in mich bedanken. Weiterer Dank gilt für konstruktive Kritik Andreas Mögenburg und Martin Prokasky. Und last but not least meiner Lebensgefährtin, ohne deren Unterstützung dieses nicht möglich wäre.