Phelsuma breviceps
Boettger, 1894
Kurzkopf-Taggecko
Der Name leitet sich brevis (lat.) = kurz und caput (lat.) = Kopf ab.
Synonyme:
1894 Phelsuma breviceps BOETTGER, Zool. Anz. Leibzig, 17 (445): 137.
Typusexemplar:
SMF 9465, Senckenbergmuseum, Frankfurt am Main
Terra typica (restricta):
Südspitze von Madagaskar, (Landstreifen zwischen Lac Tsimanampetsotsa und Indischem Ozean)
Beschreibung:
P. breviceps fällt weniger durch ihre Färbung, als durch ihre außergewöhnlich kurze Körperform auf. Als Körpergröße wurde bisher in der Literatur immer um 100mm angegeben. Dies trifft für Wildfänge mit Schwanzregeneraten zu. Nachzuchttiere erreichen jedoch durchaus Größen bis zu 120mm.
Die Grundfärbung ist ein heller Grauton. Die Körperoberseite ist im Normalfall dunkler gefärbt und mit blaßgrünen und braunen Punkten übersät. Die Körperunterseite ist schmutzig-weiß. Auffällig ist ein dunkelbrauner bis schwarzer Nasofrenal-Streifen, der sich durch das Auge zieht und bis an die Ohröffnung reicht. Die Haut von P. breviceps ist sehr empfindlich und löst sich schnell ab, was besonders nach kleinen Beißereien der Tiere untereinander zu sehen ist. Die Körperfärbung ist sehr stark abhängig von der Beleuchtungsintensität und vom Allgemeinzustand der Tiere. Nur bei ausreichend intensiver Beleuchtung (HQL-Beleuchtung bzw. direkte Sonneneinstrahlung) zeigen die Tiere die oben beschriebene hellgraue Färbung und Punktierung.
Lebensraum:
P. breviceps bewohnt einen für Phelsumen als extrem zu bezeichnenden Lebensraum – die heißen Dornbuschsavannen im Südwesten Madagaskars. Bevorzugter Aufenthaltsort ist die im Lebensraum wachsende Euphorbia stenoclada. Diese busch- bis baumartig wachsende Pflanze ist mit bis zu 70mm langen Dornen bewehrt. Die Anpassung von P. breviceps an diese Pflanze geht so weit, daß die Eier auf den äußeren, stark bedornten Ästen der Euphorbie abgelegt und zwischen deren Dornen regelrecht verkeilt werden (Prädationsschutz). Die meist paarigen Gelege sind direkt allen klimatischen Einflüssen ausgesetzt. Einzigen Schutz stellt die wie poliert wirkende Oberfläche der Eier dar.
Haltung und Zucht:
Zur erfolgreichen Haltung und Nachzucht ist es besonders wichtig, das Terrarium ausreichend zu beleuchten. Hierfür haben sich HQL-Lampen mit hoher Watt-Leistung bewährt. Die Terrariengröße ist mit Maßen von 30x40x70 cm (LxBxH) als ausreichend zu bezeichnen. Die Einrichtung besteht aus glattrindigen Buchenästen. Sehr wichtig ist die Anbringung einer sogenannten „Sonnenstange“, welche aus einem waagerecht angeordneten Aststück besteht. Der Abstand zur HQL-Lampe beträgt ca. 15 cm, wodurch hier Temperaturen von bis zu 40°C erreicht werden. Diese Möglichkeit der Aufwärmung ist für das Wohlbefinden der Tiere unbedingt notwendig.
Zur Bepflanzung der Terrarien eignet sich am besten die schon erwähnte Euphorbia stenoclada, welche allerdings selten in Kultur ist. Als Ersatz wurden einige Pflanzenarten ausprobiert. In Anlehnung an den natürlichen Lebensraum der Tiere war die erste Probepflanze Euphorbia millii, der Christusdorn. Diese Art besitzt, rund um ihre Triebe, bis zu 20 mm lange Dornen und wurde von den Phelsumen gut angenommen. Sie kletterten durch Umfassen der Dornen an den Pflanzen empor. Obwohl die Geckos sich hierbei vorsichtig bewegten, kam es doch auch zu Verletzungen ihrer recht empfindlichen Haut. Deshalb ist Euphorbia millii nicht für eine dauerhafte Bepflanzung geeignet.
Als weitere Ersatzpflanze bietet sich Aloe arborescens, die Baumaloe an, welche durch ihren dornigen Aufbau auch akzeptiert wird. Allerdings ist es nicht entscheidend, welche Pflanze sich im Terrarium befindet; P. breviceps klettert auch auf den ebenfalls angebotenen Sansevieria munter herum. Bei optimaler Haltung werden bis zu vier Gelege abgesetzt. Die Eigröße ist mit 9 mm Durchmesser recht beachtlich, vor allem in Bezug zu der Gesamtgröße der Geckos. Bei Temperaturen um 25°C bis 30°C schlüpfen die Jungen nach ca. 60 Tagen mit einer Größe von ca.40mm und bereiten bei der Aufzucht keine Schwierigkeiten. Grundsätzlich kann gesagt werden, daß es sich bei P. breviceps um einen gut haltbaren und äußerst interessanten Gecko handelt, wenn einige grundsätzliche Haltungsbedingungen (Licht, Wärme) berücksichtigt werden.
Frank Bruse