Phelsuma madagascariensis boehmei

 

Phelsuma m. boehmei

Phelsuma m. boehmei

MEIER, 1982

Böhmes Taggecko
benannt nach Wolfgang Böhme, Bonn

Typusexemplar:
Museum Alexander Koenig, Bonn ZFMK 32107

Synonyme:
1982 Phelsuma madagascariensis (madagascariensis) boehmei, Meier, Salamandra 18 (3/4):182, Abb.4 Frankfurt/M.
2007 Phelsuma madagascariensis, Raxworthy, Ingram, Rabibisoa & Pearson, Syst. Biol. 56 (6): 917

Terra typica:
Andasibe, Ost-Madagaskar

 

Phelsuma m. boehmei

Phelsuma m. boehmei

Beschreibung:
GL bis 23 cm, KRL bis 11 cm, dabei 27g Gewicht.
Typisch für diese Unterart sind die dunkle Haut zwischen den Schuppen und die im Vergleich zur Nominatform um etwa 2 mm breiteren Zehen. Die Grundfarbe ist ein kräftiges Grün; bei Wohlbefinden ist die Schwanzoberseite türkisfarben. Von der Nasenöffnung durch das Auge läuft ein rotbrauner Streifen bis oberhalb der Ohröffnung.

Auf der Schnauze befindet sich fast immer eine rotbraune V-Zeichnung, die manchmal auch nur mit Punkten angedeutet sein kann. Unterhalb der Maulspalte erkennt man eine zweite rotbraune Linie, die sich über die Ohröffnung zieht und im oberen Halsbereich endet. Auf dem Hinterkopf treten oft zwei rotbraune Querstriche auf. Im Nacken kann eine Mittellinie beginnen, die bis zur Rückenmitte verläuft und sich dort durch Querfleckung bis zur Schwanzwurzel fortsetzt.Die unregelmäßige Querfleckung auf dem Rücken leuchtet kupfer- bis bronzefarben.
Die Tiere können ihre Farben erstaunlich schnell, auch partiell, abdunkeln. Diese Fähigkeit erschwert die Beschreibung am lebendigen Tier ungemein und führt bei der Betrachtung häufig zu dem Schluß, daß es sich auch um die vom Habitus sehr ähnliche Nominatform handeln könnte.

Verbreitung und Lebensraum:
MEIER gibt nur die Terra typica als Fundort an. Mittlerwelle sind jedoch weitere Fundpunkte bekannt geworden. Demnach ist dieser hübsche Gecko offensichtlich ein Bewohner der letzten bewaldeten Gebirgsregionen Ost-Madagaskars. Neue Fundorte in Höhenlagen über 500 m NN bei Ranomafana (1245 m) und Lohariandava (550m) sind bekannt.
Elf von mir beobachtete P. m. (m.) boehmei befanden sich in der Andasibe-Region an besonnten Regenwaldrändern, alle fast ausnahmslos an alten abgestorbenen hohen Bäumen.
Im submontanen Lebensraum von Andasibe herrschen bemerkenswerte jahreszeitliche Temperaturschwankungen: mittlere Temperatur des kältesten Monats 14,5°C, mittl. Temperatur des wärmsten Monats 21,4°C.
Im September 1986 erlebten wir hier gegen 23.°°Uhr eine Temperatur von 10°C, allerdings bei 95% rel. Luftfeuchtigkeit. Im Januar 1996 zeigten die Meßgeräte gegen 24.°°Uhr 22°C bei 90% r.Lf. Tagsüber brachte die Sonne sie zur gleichen Jahreszeit auf 25 – 28°C bei 50 -65% r.Lf.

P.m.boehmei, Jungtier

P.m.boehmei, Jungtier

Haltung und Fortpflanzung im Terrarium:
Zur Haltung und Nachzucht wurden in den letzten beiden Jahren neue Beobachtungen, andere und zusätzliche Erkenntnisse gesammelt.
Auf Dauer kann nur ein Pärchen pro Terrarium gehalten werden, weil besonders die trächtigen Weibchen untereinander regelmäßig folgenschwere Streitereien haben. Auch wenn eine Haltung von 1,2 pro Terrarium zunächst eine unterschiedlich lange Zeit in Harmonie verlaufen kann, ist eine plötzliche verletzungsreiche Beißerei gar nicht selten. Das Terrarium muß 80 cm hoch und je 40 cm breit und lang sein. Die Gestaltung des Terrariums ist Geschmacksache, sollte aber viele Kletter- und Versteckmöglichkeiten besitzen. Sehr wichtig ist der mit einem Halogenstrahler eingerichtete Sonnenplatz. Bei einer Umgebungstemperatur von ca. 20 – 22°C sollte der in ca. 25 cm Entfernung auf das Terrariendach gestellte Strahler auf dem hellen Sonnenplatz 35 – 40°C entwickeln. Eine Freilufthaltung in Drahtgazeterrarien im Sommer ist sehr nützlich für die Entwicklung der Tiere. Ein vitamin- und spurenelementereiches Futterangebot ist bei dieser Art besonders wichtig, namentlich für die Weibchen und Jungtiere.

Die Fortpflanzungszeit beginnt bei mir im Gewächshaus im Dezember und endet im April oder Mai. Die Weibchen legen im Abstand von ca. 25 Tagen meistens paarige Eier, versteckt in Bodennähe, an dunkler Stelle ab. In einer Fortpflanzungsperiode können bis 10 Eier gelegt werden. Bei konstanter Bruttemperatur von 25°C schlüpfen die Jungtiere nach etwa 65 Tagen; das zweite zumeist einen Tag später. Die Jungtiere sind beim Schlupf etwa 55 mm lang, bei Einzelgelegen interessanterweise auch 60 mm lang. Bemerkenswert ist die auffallende (hübsche!) Tarnfärbung und -zeichnung der Jungen, die übrigens auch bei dieser Unterart nie einheitlich ist.
Während die Unterseite der Nominatform-Jungtiere, mit Ausnahme der Kehle, intensiv orange bis hellgelb gefärbt ist, stellt sie sich bei boehmei völlig anders dar: Kopfunterseite im sublabialen Bereich hellbraun, Kehle rotbraun gefleckt, Bauchseite und Beinunterseiten rotbraun mit bläulichem Anflug (zu violett neigend), Schwanzunterseite extrem grell rotbraun.

Von dieser intensiven Ventralfärbung erkennt man nach Ablauf von zwei Jahren nur noch einen hellblauen Ton an der Schwanzunterseite. Die Oberseite bei den einzelnen Jungtieren ist so variabel, daß eine allgemeingültige Beschreibung kaum möglich ist. Fest steht, daß auch bei dieser madagascariensis-Form nur der rotbraune Nasen-Augen-Streifen genetisch festgelegt ist.
Schon nach wenigen Tagen sind die Schlüpflinge dieser Unterart handzahm und haben damit eine sympathische Eigenart ihrer Eltern geerbt. Im Gegensatz zu früheren Beobachtungen hat sich herausgestellt, daß man mehrere Jungtiere nicht im Gemeinschaftsterrarium günstig aufziehen kann: obwohl es nicht immer zu Beißereien kommt, unterdrücken sich die Tiere so stark, daß einige Tiere in dieser Streßsituation nicht ans Futter gehen und tatsächlich sogar verhungern können.
Diese Phelsume wächst nur langsam und ist unter meinen Haltungsbedingungen erst im zweiten Lebensjahr fortpflanzungsfähig.
Inzwischen ist mir mehrmals ein Kreuzungsversuch mit der Nominatforrn gelungen. Erwähnenswert ist die Feststellung, daß Jungtiere aus der Kreuzung 1,0 madagascariensis madagascariensis x 0,1 madagascariensis (madagascariensis) boehmei regelmä0ig innerhalb von 4 Wochen starben, aber die Jungtiere der anderen Variante, 1,0 mad. (mad.) boehmei x 0,1 mad. mad., heute nach 3, 4 und 5 Monaten noch in bester Form sind.
Nach dem heutigen Wissen, gehört die Böhmesche Phelsume zu den selteneren Formen. Bei der Aufzucht können häufig Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme auftreten. Eine Zwangsfütterung ist schwierig und selten von Erfolg.
Wildfänge verpaaren sich in den ersten beiden Jahren der Gefangenschaftshaltung, dann läßt nicht selten aus noch ungeklärten Gründen die Paarungsbereitschaft nach.

Gerhard Hallmann