Allgemeines zur Haltung von Taggeckos der Gattung Phelsuma

von Holger Schneider (REPTILIA Nr.35, Juni/July 2002)

 

Phelsuma grandis ist einer der schönsten und dankbarsten Pfleglinge innerhalb der Gattung

Phelsuma grandis ist einer der schönsten und dankbarsten Pfleglinge innerhalb der Gattung

 

Innerhalb der Familie Gekkonidae haben sich die Taggeckos der Gattung Phelsuma einen festen Platz in unseren Terrarien erobert. Aufgrund ihrer tagaktiven Lebensweise und der meist auffälligen, attraktiven Färbung, entsteht schnell der Wunsch, diese Tiere auch selbst einmal zu pflegen. Arten wie Großer Madagassischer Taggecko (P. grandis) oder Goldstaubtaggecko (P. l. laticauda), haben sich in der Terrarienhaltung so auch schon seit Jahren etabliert. Weniger bekannt ist, dass mittlerweile über 60 Arten und Unterarten dieser Gattung beschrieben sind und Neubestimmungen auch heute noch keine Seltenheit darstellen. Dies belegen die erst in den letzten Jahren beschriebenen P. malamakibo, P. pronki und P. berghofi.

 

Deutlich sind bei dieser P.grandis die runden Pupillen zu erkennen, die die tagaktive Lebensweise der Geckos anzeigen

Deutlich sind bei dieser P.grandis die runden Pupillen zu erkennen, die die tagaktive Lebensweise der Geckos anzeigen

Anpassung der Sinne
Die von Gestalt eher etwas plump wirkenden Phelsumen haben mit vielen ihrer Geckoverwandten die Eigenschaft gemeinsam, an sehr glatten Flächen laufen zu können. Mittels Haftborsten an ihren Lamellenzehen gelingt es ihnen, selbst an Glaswänden Halt zu finden. Die runde Pupille ist ebenso eine Anpassung an die tagaktive Lebensweise wie die zunächst auffällige Färbung, die aber im Biotop eine durchaus brauchbare Tarnung darstellt. Darüber hinaus besitzen die meisten Arten die Fähigkeit, in Streßsituationen ihre Färbung abzudunkeln. Obwohl die Tiere eher optisch orientiert sind, ist auch der Geruchssinn gut ausgeprägt. Bei der Fütterung mit süßlich riechendem Fruchtbrei, lassen sich die Geckos meist innerhalb kürzester Zeit aus ihren Verstecken locken. Pheromone scheinen in der Welt der Taggeckos eine wesentliche Rolle zu spielen. Innerhalb kürzester Zeit reagieren beide Geschlechter bei Konkurrenzsituationen und intraspezifischem Sexualverhalten auf diese Geruchsstoffe. Auch das Gehör ist gut ausgebildet und die Stimme macht sich hin und wieder durch ein Keckern bemerkbar.

Unterscheidung der Geschlechter
Zur Geschlechtsbestimmung von Phelsumen gehört zugegebener Maßen etwas Erfahrung. Am leichtesten fällt dies noch bei den Arten mit einem Geschlechtsdichromatismus, also unterschiedlicher Färbung bei den Geschlechtern. Hier sind die männlichen Tiere oft deutlich intensiver gefärbt. In überwiegender Zahl sind die Paare der einzelnen Arten aber farbgleich, wobei sich die Männchen dann durch Körpergröße und kräftigeren Kopf etwas absetzen. Neben diesen sekundären Geschlechtsmerkmalen erkennt man die männlichen Geckos an den Schenkelporen (Präanofemoralporen), die sich in Reihe auf der Innenseite der Oberschenkel befinden. Bei den Weibchen sind diese Poren nicht so deutlich ausgebildet. Ebenfalls sind die seitlich hinter der Kloake liegenden Postkloakaltuberkel bei den Männchen auffälliger ausgeprägt. Einfacher zu erkennen ist jedoch die durch die Hemipenestaschen hervorgerufene kräftigere und auf der Unterseite erhabene Schwanzwurzel.

Phelsuma ornata von Mauritius ist eine der vielen endemischen Inselphelsumen

Phelsuma ornata von Mauritius ist eine der vielen endemischen Inselphelsumen

Verbreitung und Lebensräume
Taggeckos der Gattung Phelsuma findet man – neben dem Verbreitungsschwerpunkt Madagaskar – auf den im südwestlichen Indischen Ozean gelegenen Inseln der Seychellen, Komoren und Maskarenen. Einzige Ausnahme bildet hier die östlich des indischen Subkontinentes vorkommende P. andamanensis, die die namensgebenden Andamaneninseln besiedelt. Auch innerhalb dieser Gattung zeigt sich also ein schönes Beispiel für den Kontinentaldrift.
Phelsumen haben im Laufe ihrer Entwicklung innerhalb ihres Verbreitungsgebietes nahezu alle Klimazonen und Lebensräume erschlossen, was bei der Terrarienhaltung berücksichtigt werden sollte. So gibt es ebenso die an die heißen Trockengebiete angepassten Arten (P. standingi, P. mutabilis), wie sogenannte Regenwaldphelsumen (P. guttata, P. quadriocellata), die niedrigere Temperaturen und eine höhere Luftfeuchtigkeit benötigen. Die Verhältnisse im künstlichen Lebensraum sollten sich also nach den Erfordernissen der jeweiligen Art und deren ursprünglichem Verbreitungsgebiet richten.

Phelsuma cepediana, eine etwas heikle Phelsume, die ungenügende Lichtverhältnisse mit einer Farbreduktion quittiert

Phelsuma cepediana, eine etwas heikle Phelsume, die ungenügende Lichtverhältnisse mit einer Farbreduktion quittiert

 

Künstliche Lebensbedingungen
Die Mehrzahl der Arten fühlt sich in einem gut belüfteten Terrarium und einer mittleren Luftfeuchtigkeit von tagsüber 70 % sehr wohl. Die durchschnittliche Temperatur sollte dann um 26ºC betragen. Zusätzlich ist eine Wärmequelle erforderlich, die punktuell eine Temperatur von 33-35ºC gewährleistet. Das durch die abendliche Abschaltung der Beleuchtung hervorgerufene Ansteigen der Luftfeuchtigkeit und die Reduktion der Temperatur, kommt dem natürlichen Rhythmus der Tiere entgegen.
Alle Phelsumen (dies reduziert sich nur bei den Regenwaldphelsumen) sind wahre Sonnenanbeter. Das Terrarium sollte daher hell beleuchtet sein. Die Wahl der Leuchtmittel ist hierbei weniger relevant, so lange sie eine ausreichende Helligkeit erzeugen. Zu empfehlen ist auch die Plazierung der Hälterungsbecken vor Südfenstern, in Wintergärten und Gewächshäusern. Allerdings ist hier unbedingt auf eine eventuelle Überhitzung zu achten. Auch eine zeitweise Haltung über die Sommermonate in Garten, auf Terrasse oder Balkon bekommt den Tieren ausgezeichnet. Hierbei haben sich Terrarien mit Gazeelementen gut bewährt, die mit Hinsicht auf Raubfeinde, wie Ratten und Mäuse aber sicher plaziert sein sollten.

 

P.m.madagascariensis benötigt schon ausreichende Platzverhältnisse, da es auch zwischen Paaren gelegentlich zu Streitigkeiten kommen kann

P.m.madagascariensis benötigt schon ausreichende Platzverhältnisse, da es auch zwischen Paaren gelegentlich zu Streitigkeiten kommen kann

 

Terrariengröße und Einrichtung
Für die arborikol lebenden Taggeckos eignen sich hohe Terrarien am besten. Ausnahme bildet nur die bodenbewohnende P. barbouri. Grundsätzlich gilt auch hier die Maxime je größer je besser. Jedoch wären Mindestmaße von 35 x 35 x 70 cm für ein Paar der kleineren Arten und 40 x 40 x 80 cm für ein Paar der größeren Arten wünschenswert.
Wie Lichtverhältnisse, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, sollte auch die Einrichtung dem natürlichen Lebensraum der jeweiligen Art annähernd nachempfunden werden. Rindenlose, glatte Äste und Bambus sowie widerstandsfähige Pflanzen, wie z. B. Sansevierien werden von den Phelsumen gerne frequentiert. Als Bodensubstrat hat sich Rindenmulch gut bewährt. Er kann, hygienisch vorteilhaft, ohne große Kosten regelmäßig ausgetauscht werden. Aus gleichen Gründen empfehlenswert, wenn auch optisch nicht jedermanns Geschmack, ist das Eintopfen der Bepflanzung. Auf diese Weise lassen sich die Pflanzen problemlos zur Reinigung aus dem Behältnis nehmen.

Gehaltvolle Ernährung
Mit den üblichen Futterinsekten, wie Heimchen, Grillen, Fliegen und Wachsmaden kommen die Taggeckos gut zurecht. Abwechslung im Futterangebot, vor allem aber gut ernährte Futtertiere sind eine absolute Voraussetzung. Als Ersatz für in der Natur hin und wieder aufgenommenes reifes Obst, Blütenpollen bzw. Blütenhonig, bietet sich ein herkömmliches Gläschen Kinderobstbrei (vornehmlich Sorten wie Banane, Pfirsich, Maracuja) an. Neben gut eingestäubten Futtertieren eignet er sich besonders gut, um Mineralstoffe und Vitamine zuzufüttern. Um Verfettungen vorzubeugen ist grundsätzlich maßvolles Füttern anzuraten. Auch Fruchtbreigaben im 10-Tages-Rhythmus sind völlig ausreichend. Wegen des hohen Zuckergehaltes ist von einem Angebot von Marmelade und Honig an dieser Stelle abzuraten.
Dauerhaft sollte ein Trinkgefäß mit frischem Wasser zur Verfügung stehen. Obwohl die Geckos auch gerne Wassertropfen von Pflanzen und sonstigen Einrichtungsgegenständen aufnehmen, birgt tägliches Sprühen im Terrarium einen entscheidenden Nachteil – das Wasser wird von den Ausscheidungen der Tiere verunreinigt. Die notwendige Luftfeuchtigkeit lässt sich genauso durch Gießen von Pflanzen und Bodensubstrat erreichen.

Mangelerscheinungen und Krankheiten
Neben diversen Krankheiten an denen Phelsumen leiden können, sind Mangelerscheinungen durch falsche Pflege und Ernährung mit Abstand am häufigsten. Ganz vorne stehen hier Knochenerweichungen, die durch eine unzureichende Kalzium/Vitamin D3-Synthese hervorgerufen werden. Besonders bei im Wachstum befindlichen Jungtieren und bei Weibchen in der Gravidationsphase, macht sich dieser Mangel innerhalb kürzester Zeit bemerkbar. Die ersten Anzeichen sind häufig Fressunlust und Anomalien im Bewegungsablauf, begleitet von Zitterkrämpfen – später treten oft heftige Deformationen, vornehmlich an Wirbelsäule und Kiefer auf. Die Zufütterung von Kalzium ist daher in der Terrarienhaltung unerlässlich. Um dieses Kalzium im Körper aufzuschließen, ist das Vitamin D3 notwendig, das unter natürlichen Bedingungen durch UV-Strahlung eigens durch die Tiere produziert wird. Unter künstlicher Beleuchtung muss auch dieses Vitamin zugeführt werden, da der UV-Anteil in den angebotenen Leuchtmitteln nicht ausreicht. Produkte wie z. B. Korvimin ZVT sind gut geeignet um Futtertiere und Fruchtbrei aufzuwerten.
Um die Geckos vor weiteren Krankheiten zu schützen, sollten neu erworbene Tiere immer erst geraume Zeit unter Quarantänebedingungen in einem sterilen Behältnis gehalten werden. So erhält man die Möglichkeit, eine Kotprobe zu sammeln und diese von qualifizierten Einrichtungen (z.B. Exomed, Berlin) auf Innenparasiten und Bakterien untersuchen zu lassen, an denen viele Reptilien häufig leiden.

P.nigristriata lässt sich aufgrund der deutlichen Farbdifferenz ausgezeichnet mit P.klemmeri vergesellschaften

P.nigristriata lässt sich aufgrund der deutlichen Farbdifferenz ausgezeichnet mit P.klemmeri vergesellschaften

Gattungsspezifische Haltung
Grundsätzlich sollte man bei der Phelsumenpflege von einer paarweisen Haltung ausgehen. Fast alle Arten sind in beiden Geschlechtern recht aggressiv gegenüber gleichgeschlechtlichen Tieren. Paare dagegen harmonieren in der Regel recht gut. Bei einem Besatz von gleichgeschlechtlichen Tieren kann man davon ausgehen, dass das ranghöchste Tier seine Mitinsassen so stark unterdrückt, das diese – teils verbunden mit einer Nahrungsverweigerung – innerhalb kürzester Zeit dem Stress erliegen.
In wenigen Ausnahmefällen ist bei einigen Arten jedoch die Pflege eines Männchens mit mehreren Weibchen möglich. Hierzu sind immer große, reich strukturierte Terrarien notwendig, die den rangniederen Tieren Versteckmöglichkeiten bieten. Eine ausreichende Versorgung mit Nahrung und die Möglichkeit einer separaten Wärmequelle für jedes Individuum muss aber sichergestellt sein. Günstig wirkt sich dabei auch die Zusammensetzung von gleichalten, semiadulten Tieren aus, die in diesem Stadium bereits ihre Rangordnung ausbilden können. Bei Arten wie z. B. P. cepediana, P. nigristriata, P. ornata und P. v-nigra ist eine derartige Zusammensetzung schon über mehrere Jahre gelungen. Besonders die mäßig aggressive P. klemmeri bietet sich für eine solche Haltung an. Auch die erfolgreiche Pflege einer Gruppe über einen längeren Zeitraum bietet keine Gewähr für eine immerwährende Friedfertigkeit. Hier ist die permanente Beobachtungsgabe des erfahrenen Pflegers gefragt. Eher zu empfehlen ist die Vergesellschaftung von optisch deutlich von einander abweichenden Phelsumenarten. Beispielsweise lassen sich Arten wie P. nigristiata und P. klemmeri oder P. grandis und P. s. sundbergi aufgrund ihrer farblichen Differenz gut kombinieren. Die Größenverhältnisse sollten dabei aber immer gewahrt bleiben.

Stark differente Jugendkleider, wie hier bei einer kleinen P.m.madagascariensis, sind für Phelsumen eher ungewöhnlich

Stark differente Jugendkleider, wie hier bei einer kleinen P.m.madagascariensis, sind für Phelsumen eher ungewöhnlich

Zucht und Aufzucht
Wenn für die Taggeckos alle Haltungskomponenten gleichermaßen erfüllt sind, steht auch einer erfolgreichen Fortpflanzung nichts mehr im Wege. Je nach Art, produzieren die Weibchen in einem Rhythmus von etwa 4 – 6 Wochen ein Einzel-, meist jedoch ein Doppelgelege. Bevorzugte Eiablageplätze sind Blattachseln sowie Winkel und Hohlräume jeglicher Art. Selten werden auch Eier im Bodensubstrat oder am Glas abgelegt. Aus der Natur sind auch sogenannte Massenablageplätze bekannt, die von mehreren Weibchen bevorzugt frequentiert werden. Grundsätzlich lassen sich zwei Typen unterscheiden – die Eileger und die Eikleber. Während sich die Gelege der Eileger, zur Bebrütung in einem Inkubator, leicht aus dem Terrarium entfernen lassen, sind die Eier der Eikleber unlösbar mit dem Untergrund verbunden. Um hier Abhilfe zu schaffen, bietet man diesen Arten längsseits halbierte Bambustäbe an, zwischen die man dann eine Papierrolle einlegt. Diese Bambusstäbe werden gerne zur Eiablage aufgesucht und die sich dann in der Papierrolle befindlichen Eier lassen sich so unbeschädigt in den Brüter überführen.
Obwohl die Jungtiere in der Regel auch im Terrarium schlüpfen, ist der Einsatz eines Inkubators aus zwei Gründen empfehlenswert. Erstens stellen die Elterntiere ihren Jungen nach, zweitens lässt sich die Temperatur in einem Brutgefäß besser regulieren. Das Geschlecht der Jungtiere ist temperaturabhängig. Versuche haben gezeigt, dass sich bei den meisten Phelsumenarten ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis bei 28°C einpendelt. Bei 26°C schlüpfen hauptsächlich weibliche Tiere, bei 30°C sind es vorwiegend Männchen. Die Inkubationszeit ist von Art zu Art verschieden. Durchschnittlich liegt sie bei 6 – 7 Wochen. Es ist natürlicher, die Bruttemperatur nachts um 8 – 10°C zu reduzieren. Obwohl sich der Schlupftermin dann verzögert, sind die Schlüpflinge erfahrungsgemäß deutlich kräftiger. Häufig schon nach zwei Wochen verhalten sich die Gelegegeschwister aggressiv zueinander. Eine Einzelaufzucht in Kleinstterrarien oder gut belüfteten Plexiglasdosen ist daher die sicherste Methode. Den Größenverhältnissen entsprechende Futtertiere müssen immer gut mit Vitaminen und Mineralien bestäubt werden, um die genannten Mangelerscheinungen zu vermeiden. Die Jungtiere erhalten häufiger Futter als die erwachsenen Tiere und entwickeln sich dann recht zügig.

P.klemmeri bewohnt einen kleinen Lebensraum im Nordwesten Madagaskars, der aus Artenschutzgründen nicht genannt wird

P.klemmeri bewohnt einen kleinen Lebensraum im Nordwesten Madagaskars, der aus Artenschutzgründen nicht genannt wird

Bedrohung der Wildpopulationen
Wie jedem anderen Halter von Wildtieren, ist auch dem Phelsumenpfleger eine gewisse Verantwortung aufzuerlegen. Bis auf wenige Kulturfolger sind die Taggeckos in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten oft stark bedroht.
Teils durch winzig kleine Verbreitungsgebiete, teils durch gravierende Lebensraumvernichtung, aber auch durch den gewerblichen Handel sind die Wildpopulationen deutlich gefährdet. Aus diesem Grund sind daher alle Phelsumen im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens aufgeführt. Bis die Wildfänge aus den Herkunftsländern in den Handel gelangen, sind sie außerordentlichen Strapazen ausgesetzt. Vom Fang über die Hälterung beim Exporteur und Importeur sowie den weiteren Stationen vom Großhandel zum Einzelhandel, müssen sie ständig wechselnde Bedingungen verkraften. Viele Tiere überleben diese Prozedur nicht oder erreichen den Händler so geschwächt, dass weitere Verluste die Regel sind. Leider sind auch bei den meisten Händlern die Haltungsbedingungen unzureichend. Hinzu kommt, dass den territorialen Verhaltensweisen der Phelsumen aus Platzgründen nicht entsprochen werden kann, so dass die Unterbringung in großen Gruppen oder in wenig vorteilhafter Vergesellschaftung üblich ist. Fast ausnahmslos sind alle Wildfangtiere mit Innen- und/oder Außenparasiten belastet. Während ein vitales Wildtier eine ausgewogene Parasitenlast ohne nennenswerte Beeinträchtigung und lebensbedrohende Schäden verkraftet, kann es unter den beschriebenen Bedingungen zu einer massiven Vermehrung der Parasiten kommen, was dann häufig mit dem Tod des Wirtstieres endet. Ein noch gutes Erscheinungsbild im Händlerterrarium täuscht hier oft über den tatsächlichen Zustand hinweg.

Um den Druck auf die Wildpopulationen nicht unnötig zu erhöhen, sollte der verantwortungsvolle Phelsumenpfleger daher auf Nachzuchten von privaten Züchtern zurückgreifen. Empfehlenswert ist hier die „Interessengruppe Phelsuma“, die aus Tier- und Artenschutzgründen gegen die Einfuhr von Wildfängen zum Zweck der kommerziellen Vermarktung plädiert. Einen Arbeitsschwerpunkt der rund 130 Mitglieder – vornehmlich aus der Bundesrepublik – aber auch aus dem europäischen Ausland, stellt daher die Nachzucht möglichst vieler Phelsumenarten dar. Bei zahlreichen dieser Arten ist es inzwischen schon gelungen, stabile Terrarienpopulationen aufzubauen, so das ausreichend Nachzuchttiere für die Terrarienhaltung zur Verfügung stehen. Eine vornehmlich für diesen Zweck eingerichtete IG-eigene Nachzuchtenvermittlung, stellt den Kontakt zu den entsprechenden Züchtern her, die dieser Aktion gerne einen Großteil ihrer jährlichen Nachzuchten zur Verfügung stellen. Hierbei handelt es sich um an Terrarienbedingungen gewöhnte Tiere, die mit Fachwissen und Liebe aufgezogen wurden und alle Voraussetzungen mitbringen, ihre zukünftigen Pfleger lange zu erfreuen. Zudem steht mit dem Züchter ein kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung, der bei Fragen zu den erworbenen Tieren gerne weiterhilft.

Literatur: Faszinierende Taggeckos / Die Gattung Phelsuma / Hallmann, Krüger, Trautmann / Natur und Tier Verlag 2008

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