Haltung und Vermehrung von Phelsuma astriata astriata

Silvia und Dr. Ralph-M. Budzinski

 

Obwohl sich Taggeckos der Gattung Phelsuma (GREY, 1825) in der Terrarienhaltung großer Beliebtheit erfreuen, werden einige Arten relativ selten gepflegt. Dazu gehört auch Phelsuma astriata astriata (TORNIER, 1901). Hier soll über die problemlose Haltung und Vermehrung dieser hübschen Art berichtet werden.

Phelsuma astriata astriata

Phelsuma astriata astriata

Verbreitung und Aussehen:
Phelsuma astriata astriata bewohnt verschiedene Inseln des Seychellenarchipels so die Hauptinsel Mahé, Silhouette, Thérèse, Astove und Frégate (HALLMANN et al., 1997). Auf den Nachbarinseln Praslin und La Digue kommt dagegen die Unterart Phelsuma astriata semicarinata ( CHEKE, 1981) vor.

Bei Phelsuma astriata astriata handelt es sich um eine mittelgroße Taggeckoart, die in beiden Geschlechtern eine Größe von etwa 13 cm erreichen kann und durch ihren sehr schlanken Habitus auffällt. Die Grundfarbe ist ein leuchtendes Grün auf der Oberseite, das im Flankenbereich ohne scharfe Begrenzung in die weißliche Färbung der Unterseite übergeht. Auf dem Kopf befindet sich eine V-förmige rote Zeichnung. Von der Schnauzenspitze bis zum Auge verläuft eine schmale rote Linie. Hinter dem Kopf weisen die meisten Tiere ein oder zwei Querbänder auf. Diese können auch nur andeutungsweise vorhanden sein oder ganz fehlen. Auf dem Rücken befindet sich zumeist eine rote Mittellinie, zu deren beiden Seiten sich feine Querstreifen abzweigen. Es gibt auch Exemplare, die statt der Streifen eine Punktzeichnung aufweisen. Das hintere Drittel des Rückens sowie der Schwanz können türkisblau erstrahlen.

Auf der Schwanzoberseite können schwach rötliche Querbalken vorhanden sein. Sowohl Männchen als auch Weibchen zeigen diese Farbausprägung. Im Gegensatz zur Nominatform ist bei Phelsuma astriata semicarinata der Übergang von Dorsal- zu Ventralfärbung an den Körperseiten scharf begrenzt, die Beine sind nicht einheitlich grün sondern weisen eine bräunliche Fleckenzeichnung auf, und insgesamt ist die Grundfärbung blasser grün, wodurch die ziegelroten Zeichnungselemente kontrastreicher erscheinen.

Biotop:
Phelsuma astriata astriata besiedelt bevorzugt die Vegetation im Küstenbereich und ist häufig sympatrisch mit Phelsuma sundbergi longinsulae (RENDAHL, 1939) zu finden. Während Untersuchungen von THORPE & CRAWFORD (1979) auf Praslin ein Vorkommen von P. astriata preferentiell auf ursprünglicher Vegetation auch in höher gelegenen Bergwäldern belegen, ist nach unseren Beobachtungen auf Silhouette Phelsuma astriata astriata ein Kulturbegleiter und hauptsächlich auf Kokospalmen, Agaven, Pandanuspflanzen sowie Bananenstauden zu Hause. Im noch weitgehend ursprünglichen Tropenwald der Insel ist mit sehr geringer Populationsdichte lediglich Phelsuma sundbergi longinsulae zu finden.
Das Klima im Lebensraum ist gleichbleibend tropisch warm mit nur geringen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen. In der Terrarienhaltung fällt Phelsuma astriata astriata daher als sehr wärmeliebende Art auf.

Balzendes Pärchen von P.a.astriata (links Weibchen, rechts Männchen)

Balzendes Pärchen von P.a.astriata (links Weibchen, rechts Männchen)

Haltung im Terrarium:
Wir halten ein Pärchen Phelsuma astriata astriata in einem Terrarium der Größe 60 x 40 x 80 cm (L, B, H). Um dem hohen Lichtbedürfnis der Phelsumen zu entsprechen, wird das Becken mit einer 150W HQI Lampe beleuchtet. Da diese sehr viel Wärme abgibt, wurde auf eine zusätzliche Heizung verzichtet .

Die Temperatur am waagerechten Sonnenplatz etwa 20 cm unterhalb der Lampe steigt weit über 40°C an, fällt aber mit zunehmendem Abstand bis auf etwa 22°C im unteren Bereich des Terrariums. Nachts beträgt die Temperatur etwa 20-24°C, in strengen Winternächten können aber auch einmal 16 – 17°C erreicht werden. Die Terrarieneinrichtung besteht aus senkrechten und waagerechten Bambusstäben und einem armdicken diagonal eingebrachten Ast. Als Bepflanzung wählten wir verschiedene Sansevieria- und Dracaena Arten sowie eine Epipremnum Pflanze. Als Bodengrund verwenden wir Lecatonkugeln, wie sie für Hydrokulturpflanzen angeboten werden. Um die Luftfeuchtigkeit zusätzlich zu erhöhen wird einmal täglich gesprüht.

Unsere erwachsenen Tiere sind 13 cm groß und zeigen eine intensive und leuchtende Färbung. Von einigen Phelsumenarten ist bekannt, daß die Intensität der Färbung im Terrarium nachläßt und die Tiere regelrecht verblassen. Dies ist auch nach nun mehr als vierjähriger Haltung bei keinem unserer Tiere der Fall. Lediglich in den Wintermonaten, wenn die Temperaturen auch im Terrarium etwas niedriger sind als im Sommer, kommt es vor, daß sowohl das Grün des Rückens als auch die blaue Färbung des Schwanzes dunkler und damit nicht so leuchtend wirken.

Paarung bei P. a. astriata

Paarung bei P. a. astriata

Gefüttert wird zwei bis dreimal in der Woche mit den üblichen Futtertieren (Grillen, Heimchen, Wachsmottenraupen, Fliegen etc.), die jedes zweite Mal mit Korvimin ZVT® eingestäubt werden. Die Futtertiere werden individuell mit der Pinzette gereicht, um einerseits Überfütterung zu vermeiden und andererseits das ständig eiproduzierende Weibchen stärker zu versorgen als das männliche Tier.

Gelegentlich wird mit Hipp Fruchtbrei oder Blütenpollen aus dem Reformhaus auch pflanzliche Nahrung gereicht. Trinkwasser angereichert mit Tricrescovit® (1:1000) wird in einer handelsüblichen Vogeltränke angeboten und auch gerne genommen.

Sehr interessant ist das Balzverhalten von Phelsuma astriata astriata. Beide Tiere kommunizieren sehr intensiv miteinander. Sowohl Männchen als auch Weibchen zeigen das für Phelsumen typische Hin- und Herrucken des Kopfes, schlängelnde Schwanzbewegungen, züngeln und das Präsentieren des Rückens. Begleitet werden diese Aktivitäten durch „keckernde“ Laute beider Tiere. Paarungen und Eiablagen können das ganze Jahr hindurch erfolgen, allerdings verlängert sich der Abstand zwischen zwei Eiablagen von etwa vier Wochen im Sommer auf etwa sechs bis acht Wochen im Winter. Die sich entwickelnden Eier zeichnen sich durch die Bauchhaut deutlich ab.
Im Zuge der Eientwicklung werden die Kalkreserven aus den Endolymphsäckchen mobilisiert, wodurch diese deutlich an Größe abnehmen. Daher wird in der Zeit der Gravidität zusätzlich zerstoßene Sepiaschale angeboten und vom Weibchen auch gierig aufgenommen.

gravides Weibchen

gravides Weibchen

Meist besteht das Gelege aus einem Doppelei, selten werden Einzeleier abgelegt. Die Eier sind mit bis zu 12 mm in der Längsachse relativ groß. Besonders gerne wählt das Weibchen den Blatttrichter von Sansevierien. Gelegentlich benutzt sie auch die eigens zur Eiablage eingebrachte und nach Art eines Starenkastens mit einer Öffnung versehene Bambusröhre. Anders als bei HENKEL & SCHMIDT (1995) angegeben ist Ph. astriata ein Freileger und klebt das Gelege somit nicht an ein Substrat. Nach der Eiablage zeigt das Weibchen ein ausgesprochen aggressives Verhalten gegenüber dem Männchen, insbesondere wenn dieses sich dem Eiablageplatz nähert. Für etwa 1 – 2 Tage versucht sie vehement das männliche Tier aus dem Revier zu vertreiben, indem sie ihm keckernd hinterherspringt und ihn durch das ganze Terrarium jagt, sobald sie seiner ansichtig wird. Um dem Männchen in dieser Zeit genügend Deckung zu bieten, ist eine dichte Terrarienbepflanzung vorteilhaft.

Die Eier werden von uns in einem Brutkasten bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 70% inkubiert. Bei konstant 28°C schlüpfen die Jungtiere nach 69 – 70 Tagen. Das Geschlechterverhältnis liegt dann bei 70% Weibchen und 30% Männchen. Verringert man die Temperatur auf konstant 26°C brauchen die Tiere 85-88 Tage bis zum Schlupf. Bisher schlüpften bei dieser Temperatur ausschließlich Weibchen. Interessanterweise läßt sich das männliche Geschlecht durch tägliche kurzzeitige Temperaturerhöhung induzieren (BUDZINSKI, 1999). Dazu wählten wir eine Grundtemperatur von konstant 26°C (also weibchendeterminierend) und erhöhten täglich für drei Stunden die Temperatur auf 36°C. Anders als bei permanent hoher Bruttemperatur lag die Schlupfrate bei 100%, und die Größe und Vitalität der Schlüpflinge war in keiner Weise beeinträchtigt. Aus den so gezeitigten Gelegen schlüpften ausschließlich Männchen. Die kleinen Phelsumen haben beim Schlupf eine Größe von ca. 5 cm und zeigen bereits die Färbung und Zeichnung der Elterntiere.

Aufzucht der Jungtiere:
Die Aufzucht der Schlüpflinge bereitet keine Schwierigkeiten. Häufig nehmen sie bereits am Schlupftag Nahrung an. Wir füttern die Tiere mit Drosophila, kleinen Heimchen und Grillen und kleinsten Wachsmaden. Alle Futtertiere werden bei jeder Fütterung mit Korvimin ZVT® eingestäubt.

Schlüpflinge von Phelsuma astriata astriata gleichen in der Färbung den Adulti

Schlüpflinge von Phelsuma astriata astriata gleichen in der Färbung den Adulti

Sehr gerne nehmen die Tiere auch Blütenpollen an. Kleine Phelsuma astriata astriata sind sehr streitbare Kerlchen. Sie müssen bereits nach dem Schlupf sofort getrennt werden und beziehen einzeln zunächst ein „Kleinstterrarium“ in Form einer 1l Vorratsdose, deren Deckel und eine Seitenwand mit einer Gaze versehen wurde, mit den Maßen 9 x 9 x 13 cm (L, B, H). Eingerichtet wird diese mit einem feuchten Stück Küchenrolle als Bodengrund, einigen kleinen Bambusstückchen und einem Trinknapf.

Bei guter Fütterung wachsen die kleinen Geckos mit etwa 1 cm pro Monat zunächst sehr rasch, bis sich bei Erreichen von etwa 10 cm Gesamtlänge das Wachstum deutlich verlangsamt. Nach 2-3 Monaten beziehen die Jungtiere größere Aufzuchtbecken. Diese sind ausgestattet mit Lecatonkügelchen als Bodengrund, einigen senkrechten und waagerechten Bambusstäben und einem Trinknapf. Ab etwa drei Monaten ist das Geschlecht deutlich erkennbar. Es empfiehlt sich aber die Tiere erst mit ca. einem Jahr zur Zucht zusammenzusetzen.

Fazit:
Phelsuma astriata astriata ist eine in der Haltung unproblematische Phelsumenart, die durch ihre prachtvolle Färbung und ihr aktives und dabei sehr zutrauliches Wesen auffällt. Aufgrund dieser Eigenschaften ist diese Phelsume ein sehr geeigneter Terrarienpflegling. Zu beachten ist allerdings ihre ausgeprägte Aggressivität, die wie bei vielen anderen Phelsumenarten eine gruppenweise Haltung oder eine Vergesellschaftung mit andern Geckos ausschließt.

Literatur:
BUDZINSKI, R. (1999): Induktion des männlichen Geschlechts bei Geckos der Gattung Phelsuma durch tägliche kurzzeitige Inkubation bei hoher Temperatur – Sauria, Berlin 21 (3): 43-46.

HALLMANN, G., KRÜGER, J., TRAUTMANN, G. (1997): Faszinierende Taggeckos, Natur und Tier-Verlag, Münster, 78-80.

HENKEL, F.W. & SCHMIDT, W. (1995): Amphibien und Reptilien Madagaskars, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 192-193.

THORPE, R.S. & CRAWFORD, C.M. (1979): The comparative abundance and resource partitioning of two green-gecko species (Phelsuma) on Praslin, Seychelles – J. Herpetol. 6, 19-24.

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