Haltungsbericht Phelsuma ornata

von Hartmut Lipp

 

Phelsuma ornata – ein kurzer Überblick:
Bereits 1825 als Phelsuma ornatum von Gray beschrieben, hatte diese Art lange Zeit zwei Unterarten: Phelsuma ornata ornata und Phelsuma ornata inexpectata. Doch 1995 wurde P. o. inexpectata Artstatus zuerkannt, und die Nominatform damit schlicht auf Phelsuma ornata „gekürzt“. Phelsuma ornata ist auf Mauritius – Terra typica ist Sebastobol – eine wohl noch recht häufige Phelsume, wo sie die wärmeren und trockeneren Habitate des Flachlandes entlang der Küsten bewohnt.
Man findet sie dort heute auf Bäumen, auf Kleingehölzen in dichten Hecken und auf Sträuchern, obwohl vermutlich früher die (jetzt überwiegend verschwundenen) Palmen der bevorzugte Lebensraum gewesen sein dürften. Teilweise kommen in diesem Verbreitungsgebiet auch P. guimbeaui und P. cepediana vor, doch vor einer Vergesellschaftung mit diesen Arten muss gewarnt werden, da alle als recht unverträglich (selbst innerartlich) gelten. Seit dem generellen Importverbot für die meisten Phelsumenarten werden (zum Glück) überwiegend Nachzuchten angeboten.

P.ornata und T.sexlineatus

P.ornata und T.sexlineatus

Die Tiere:
Seit inzwischen über drei Jahren halte ich ein „Ornament-Taggecko“-Elternpaar (er ein Wildfang, sie eine hübsche F1-Nachzucht), das sich das große Terrarium mit einem Paar Langschwanzeidechsen (Takydromus sexlineatus), einer kleinen Gruppe nachtaktiver Fischschuppengeckos (Geckolepis petiti) und einem Paar Pantheranolis (Anolis sabanus), sowie einigen Fischen teilt, die im die Hälfte der Grundfläche bedeckenden Wasserabteil leben.

Zusätzlich haben mir Freunde vor zwei Monaten ein einzelnes Männchen überlassen, das jetzt mit einem jüngeren Weibchen (eigene F2-Nachzucht) ein eigenes Becken bezogen hat, in dem sie zusammen mit einem Paar Haftschwanzgeckos (Lygodactylus kimhowelli) und einer Gruppe Pfeilgiftfrösche (Dendrobates azureus) leben.

Die Terrarien:
Das große Vollglasbecken mit den Maßen 90x40x70 (L/B/H), in dem das ursprüngliche Elternpaar lebt, wird von einem 100W UV- & Wärmestrahler und zwei 15W-Neonröhren (Warmton und ReptiSun 5.0 UVB) beleuchtet, wobei im Winter die tief stehende Sonne täglich ein paar Stunden direkt ins Terrarium scheinen kann. Das kleinere Vollglasbecken, in dem sich die neu zusammengestellte Gruppe befindet, hat die Maße 50x45x50 (L/B/H) und wird von einem 40W Wärmestrahler sowie einer einzelnen 15W-Neonröhre (ReptiSun 5.0 UVB) beleuchtet. Eine gesonderte Heizung entfällt, da sich die Terrarien in unserem zentral geheizten Wohnzimmer befinden und so über die Raumheizung temperiert werden .

Gesamtansicht des großen Terrariums

Gesamtansicht des großen Terrariums

Die Temperatur pendelt in beiden Becken daher zwischen 20°C nachts und punktuell mehr als 35°C tagsüber, im Durchschnitt liegt sie aber um 27°C tagsüber. Die Beleuchtungsdauer beträgt 13 bis 14 h (beim Spot 4 bis 6 h), wobei durch unsere Aktivitäten im Wohnzimmer auch eine Art Mondlichtphase von 22°° bis 24°° Uhr entsteht. Die Lampen sind so geschaltet, dass eine dem Tagesverlauf entsprechende Licht- und Wärmekurve im Terrarium entsteht. Die Becken sind (vor allem im unteren Teil) gut bewachsen mit Bromelien, Tillandsien, Scindapsus, Orchideen, Sansevieren, Anthurium und kleinen Philodendron, und mit einem großen Kletterast, einigen Bambusstäben sowie einer mit Naturkork verkleideten „Plattform“ (für die Anolis bzw. Lygodactylus) ausgestattet.

Der Bodengrund besteht aus einer Schicht Kiesdrainage mit darüberliegender schwarzer Walderde (in der sogar Regenwürmer leben, die auch gerne von den Phelsumen gefressen werden …), die Rückwand ist innen mit glatten Korkfliesen aus dem Baumarkt beklebt. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 60 und 80 %, denn fast täglich wird morgens von Hand warmes Leitungswasser gesprüht, das bei uns zum Glück sehr kalkarm ist. Kürzere Perioden von Abwesenheit werden durch die großen Wasserbecken kompensiert, und die Tiere können aus diesen auch immer trinken.
Verfüttert werden alle 2-3 Tage außer den üblichen „Haushaltsbeifängen“ (Spinnen, Stubenfliegen, Weberknechte) ca. 1 cm große Heimchen, die Maden und Falter der Wachsmotte und seit kurzem auch Buffalowürmer, wobei das Futter immer mit einem Vitamin- und Kalkpräparat (Tetra) eingestäubt wird. Für die Geckos kommt alle zwei Wochen reife, weiche Banane auf den Ast, aus der sie mit Heißhunger ganze Stücke herausbeißen und sich daran kugelrund fressen (inzwischen haben übrigens auch die Anolis damit angefangen …). Gelegentlich streue ich für die Phelsumen-Weibchen mit dem Mörser zerstoßene Hühnereischalen und Sepia aus, was gerne zur Regulierung des Kalkhaushalts aufgenommen wird.

Phelsuma ornata, Jungtier

Phelsuma ornata, Jungtier

Seit ein paar Monaten habe ich gemäß einer Anregung von anderen Phelsumenhaltern einmal vitaminreiche Blütenpollen aus dem Reformhaus angeboten, die gerade zusammen mit Banane gerne gefressen werden – die Tiere koten dann allerdings sehr „gelb“ … .
Im Wohnzimmer wird nicht geraucht, und wenn wir Besuch haben, nehmen wir nicht extra Rücksicht auf die Tiere, sondern bewegen und unterhalten uns ganz normal.

Die anfänglich durchaus vorhandene Hektik der Tiere ist inzwischen fast komplett gewichen, und alle lassen sich direkt von der Pinzette oder der Hand mit Raupen füttern und ignorieren das gelegentliche Hantieren um und im Terrarium weitgehend. Die bisher eingetretenen Todesfälle bei den erwachsenen P. ornata waren klar zu diagnostizieren: einmal Legenot, einmal krank schon beim Kauf und einmal Altersschwäche bei einer – laut CITES – 10 Jahre alten Nachzuchtdame.

Die Haltung:
Als meine ersten tropischen Terrarientiere überhaupt erwarb ich im Winter 1996 nach eingehendem Literaturstudium ein Pärchen sehr schöne Phelsuma ornata-Wildfänge, die sich schnell wohl fühlten und gleich paarten. Als dann klar wurde, dass das Weibchen zwei Eier austrug, waren die Freude und die Erwartungen groß, und es wurde ein „Kinderzimmer“ angeschafft. Zu meinem Bedauern verstarb mir das junge Weibchen aber an Legenot, und ich hatte große Probleme, Ersatz zu finden. Schließlich wurden mir endlich in Berlin zwei Nachzucht-Weibchen angeboten, die aber beide in sehr schlechter Verfassung waren, und die ich mit der Hoffnung, sie behutsam aufzupäppeln, trotz aller Bedenken kaufte. Das eine verstarb dann leider nach kurzer Zeit, aber das andere genas nach und nach, trug dabei aber eine dauerhafte rachitische Rückgratverkrümmung davon, die dem Tier aber anscheinend nichts ausmacht. Da mein Becken in dieser Zeit etwas vereinsamt war, erstand ich ein Paar Langschwanzeidechsen, die ordentlich Leben in die Bude brachten, und die als Test zur Vergesellschaftung mit dem damals sehr schüchternen P. ornata-Männchen dienten. Er ignorierte sie (bis heute) eigentlich völlig;, nur wenn sie ihm zu sehr auf die Pelle rückten, drohte er sie an und kniff auch mal, wenn sich die Eidechse nicht einsichtig zeigte. Deren dicke Haut steckte das locker weg, und die haben inzwischen auch gelernt, dass man über einen Gecko nun mal nicht einfach so drüberklettert, auch wenn sich der Anolis das meistens gefallen läßt …

Phelsuma ornata, Männchen

Phelsuma ornata, Männchen

Durch den Erfolg mit den Eidechsen (die auch sofort anfingen, sich zu vermehren) mutig geworden, wagte ich den Kauf eines Pärchens Anolis sagrei (die von mir bevorzugte Art A. sabanus war damals schlicht nicht zu bekommen). Hier wurde es schon interessanter, denn das Imponiergebaren des Anolis-Männchen irritierte meinen Gecko zunächst schon sehr. Nach ausgiebiger Begutachtung und Drohung von beiden Seiten befürchtete ich schon das Schlimmste, aber die beiden hatten sich schnell beruhigt und einen Frieden geschlossen, bei dem jeder einen Anstandsabstand hielt und man sich nicht mehr als nötig den jeweiligen Lieblingsplatz streitig machte.
Richtigen Zoff gab es nie, und ich habe das Gefühl, dass es beiden Männchen gut tat, ab und zu mal etwas provoziert zu werden, denn „Konkurrenz belebt das Geschäft“, wie man so schön sagt. Ein Jahr später fand ich dann doch endlich ein Paar Pantheranolis, und das Paar A. sagrei zog zu einer befreundeten Terrarianerin um, da diese Anolis-Arten definitiv nicht miteinander verträglich waren.

Auch die Pantheranolis gewöhnten sich sehr schnell an die Koexistenz mit den Geckos und beschränken sich bis heute auf gelegentliches Androhen, obwohl das Anolis-Männchen mit seiner imposanten Größe sicher der Gewinner einer eventuellen Auseinandersetzung wäre.

P.ornata bei der Paarung

P.ornata bei der Paarung

Als ich dann die ersten (geschlechtsreifen) F1-Nachtzuchtweibchen hatte, setzte ich diese versuchsweise einmal zu den Elterntieren, um eine – laut den Berichten anderer Terrarianer durchaus mögliche – Gruppenhaltung auszuprobieren. Die ersten Monate klappte das auch hervorragend, und alle Weibchen paarten sich und legten ohne größere Konflikte brav Eier, bis dann eines Tages die ältere Tochter meinte, es wäre jetzt an ihr, das Ruder im Becken zu übernehmen, und sie dermaßen Mutter und Schwester attackierte, daß ich diese beiden herausgenommen habe. Mit diesem Weibchen habe ich eine Gruppenhaltung seither nicht mehr versucht, werde das aber, sobald ich wieder ein Weibchen großgezogen habe, noch einmal tun.

Die Häutung ist übrigens bei den Ornata direkt nach dem Umsetzen in ein neues Terrarium (wohl stoffwechselbedingt) manchmal etwas heikel; die Tiere fressen in der Regel ihre Häutungsreste auf, wobei ich auch schon beobachten konnte, dass sie sich gegenseitig gierig die Haut abgefressen haben. Die Ornata-Weibchen lecken (und schlucken gelegentlich) gerne kleinere Kiesel vom Terrarienboden; vermutlich dient dies der Verdauung und der Beschaffung der zur Eiablage nötigen Kalkmengen.

2 Weibchen wenige Tage vor der Eiablage

2 Weibchen wenige Tage vor der Eiablage

Die Zucht:
Beim Balzen geben beide Geschlechter fast immer laute Töne von sich, die einem in schneller Folge wiederholtem Gackern wie „tsk tsk tsk tsk“ ähneln. Dabei zucken sie schnell mit Kopf und Schwanz hin und her, und die eigentliche Paarung geht recht gemütlich und ohne größere Bissstellen beim Weibchen binnen einiger Minuten vonstatten. Meine Weibchen haben bisher – in der Regel nachts, nach ca. 4 Wochen Tragzeit – insgesamt über 50 Eier abgelegt (meistens als Doppelei, in Abständen von ca. 6-7 Wochen), von denen sich auch ca. 70% zu Schlüpflingen entwickelt haben.
Diese durchbrechen nach ungefähr 8-9 Wochen unter Terrarienbedingungen (Eikleber!) die Eihülle. Haben diese dann die ersten kritischen Wochen überstanden (mehr als 90% überstehen dieses Alter gut), wachsen sie schnell zu gesunden, prächtig gefärbten Jungtieren heran, bei denen man nach ca. 6 Monaten erste Hinweise auf das zu erwartende Geschlecht bemerken kann (Färbung, Verhalten).

Das Problem bei der Erfolgsrate liegt also nicht in der Empfindlichkeit der Schlüpflinge, sondern vor allem in der Zeitigung der Eier, die leider – als geklebte Eier – auch an so ungünstige Stellen wie in oder auf die Lampen (= Kochei) oder direkt an den Frontscheiben platziert werden und nicht in einen Inkubator überführt werden können. Dies hat dazu geführt, dass bei mir bisher überwiegend Weibchen geschlüpft sind, denn die Temperaturen an den Eiablagestellen waren anscheinend nicht hoch genug, um Männchen zu induzieren. Theoretisch ließe sich das mit einer speziell am Ablageort montierten Wärmelampe wohl beeinflussen, aber da Weibchen immer sehr gerne abgenommen werden (und ich somit auf keinem einzelnen Männchen sitzenbleibe …), habe ich das bisher nicht versucht. Einen einzelnen Bambusstab allerdings, in den 3 Eier geklebt wurden, habe ich jetzt mal in die direkte Nähe der starken Wärmelampe gehängt – ich bin gespannt, ob sich hieraus dann tatsächlich auch Männchen entwickeln werden.

Masseneiablageplatz

Masseneiablageplatz

Versuche, geklebte Eier unbeschädigt zu retten, sind bisher überwiegend fehlgeschlagen, denn sie haften einfach zu gut an der Unterlage an. Bei der Wahl der Eiablageorte sind die Weibchen sehr kreativ, und ich kann keinen bestimmten Platz als Lieblingsplatz erkennen, nur, dass glatte und senkrechte Flächen deutlich bevorzugt werden.

Seit einem halben Jahr habe ich eine dicke, stellenweise aufgeschnittene Bambusstange horizontal in den Terrarien platziert – direkt unter den Neonröhren – und plötzlich fanden alle Weibchen diese so wundervoll geeignet, daß ich an genau einer Stelle innen im Bambus insgesamt 9 Eier von den damals drei verschiedenen Weibchen hatte – ein richtiger „Masseneiablageplatz“, von dem sich 8 Eier gut entwickelt haben und nur eines nicht schlüpfte (weil es vermutlich unbefruchtet war) !

Schutzhaube mit den wenige Stunden alten Schlüpflingen

Schutzhaube mit den wenige Stunden alten Schlüpflingen

Schwierig ist auch der Schutz der Schlüpflinge vor dem Gefressenwerden. Hierzu stülpe ich immer in den letzten Wochen vor dem Schlupf eine Plastikschale über die Eier, die mit doppelseitigem Klebeband oder Silikon befestigt wird und gute Lüftung durch viele Poren zuläßt, bzw. ziehe ein Stück Nylonstrumpf über die Bambusstange und befestige dieses mit einem Gummiband.
Da die Babys selten zeitgleich, sondern normalerweise um einen halben bis einen ganzen Tag (oder mehr) versetzt schlüpfen, muss dem Erstgeborenen vorsichtig Wasser angeboten werden (zuviel im Behälter kann zu Problemen bei der Geburtshäutung führen, da das Kleine dann darin herumläuft), da sie bald Trinken, aber noch nicht Fressen müssen – damit fangen sie nämlich erst ungefähr zwei Tage nach dem Schlupf an.

Die Schlüpflinge selbst kommen dann vorsichtig (sie sind gerade erst 2,5 cm groß) gemeinsam in ein „Kinderzimmer“ (L/B/H 40/25/30, beleuchtet mit einer kleinen UV-Neonröhre), in dem sie genug Verstecke finden, um sich aus dem Weg gehen zu können, und damit nur sehr selten Beißereien aufkommen.

Auch Babies zeigen bereits das typische Drohverhalten

Auch Babies zeigen bereits das typische Drohverhalten

Auf diese Weise habe ich Phelsumen (auch lineata-Unterarten) immer in kleinen Gruppen großgezogen, ohne durch Streitigkeiten Verluste zu erleiden. Alle der wenigen bisher im Babyalter eingegangenen Tieren starben an Krankheiten oder Häutungsschwierigkeiten, nie an Verletzungen.
Eine deutliche Umfärbung war bei meinen Jungtieren erst nach 8 Monaten zu beobachten, dann aber bestehen zwischen den juvenilen Männchen und Weibchen sichtbare Unterschiede – vor allem in der Grundfärbung, die bei Männchen intensiver grün und heller wird.

Die bei mir verbliebenen Nachzuchtweibchen stehen in Körpergröße, Färbung und Habitus der Mutter in keiner Weise nach, und sie legten bereits mit 8 und 10 Monaten je zwei „Jungferneier“ (unbefruchtete Eier, die innerhalb weniger Tage wieder zerfallen sind). Seit einem halben Jahr erhalte ich regelmäßig F2-Babies, erwarte demnächst die erste F3-Eiablage, und laut der jetzigen Besitzer sind die anderen Jungtiere auch prächtig herangewachsen.

subadultes Weibchen

subadultes Weibchen

Das Drohverhalten meiner Ornata endet nach kurzem „Katzbuckeln“ schnell mit Balzen / Angriff / Flucht, letzteres dann unter Ausstoßen von einem ärgerlichen Zischen. Breitseitedrohen und Züngeln kamen bei mir nur sehr selten vor. Die Ornata geben bei der Jagd eher schnell auf und warten lieber, bis die Beute in ihrer Nähe vorbeikommt.

Wasser können sie überhaupt nicht ausstehen – beim morgendlichen Sprühen suchen sie schnell Schutz, und ein Sprung in das Wasserbecken scheint ihnen überhaupt nicht zu behagen (im Gegensatz zu meinen Phelsuma lineata dorsivittata); sie scheinen im übrigen auch mehr licht- als wärmehungrig zu sein.

Jungtiere unterschiedlichen Alters u. Art einträchtig beieinander

Jungtiere unterschiedlichen Alters u. Art einträchtig beieinander

Anmerkungen zur Vergesellschaftung/Gruppenhaltung von Phelsumen:
Wie im Text bereits erwähnt, ist die Vergesellschaftung der Ornament-Taggeckos meiner Erfahrung nach gut möglich, und auch die Gruppenhaltung klappte bis jetzt eigentlich gut: alle drei Weibchen paarten sich regelmäßig mit dem Männchen und drohten sich selten an, ja lagen sogar oft bis auf wenige Zentimeter Abstand nebeneinander, ohne sich zu streiten. Nur beim Füttern und nach den Eiablagen waren sie etwas aggressiver, es kam aber – abgesehen vom oben erwähnten Wechsel in der Rangfolge – nie zu ernsten Beißereien.

Ich vergesellschafte meine Tiere nicht aus Platzmangel, sondern weil ich von meinen Erfahrungen als Aquarianer noch weiß, dass den scheueren Tieren oft durch lebhafte Mitbewohner die Angst genommen wird, und dass sich manche soziale Verhaltensweise erst in der Gesellschaft mit anderen Tieren zeigt – sei es von artnahen oder artfremden. Und gerade beim Heranwachsen der Jungtiere finde ich es wichtig, dass sie soziale Verhaltensweisen lernen und üben, denn wenn ich daran denke, wie degeneriert im Aquarienbereich teilweise das Brutpflegeverhalten einiger Buntbarsche durch elterntierlose Massenzuchten geworden ist (z.B. Skalare), dann habe ich starke Bedenken gegen das Massenzüchten von Phelsumenbabies in „Einzelhaft“. Sicher wird das bei Manchem Widerspruch provozieren; ich stelle mich aber gerne der Diskussion.

P.ornata. Weibchen

P.ornata. Weibchen

Insgesamt verdient P. ornata den Ruf, „heikel und schwierig zu züchten“ zu sein, meiner Ansicht nach etwas zu unrecht, denn wenn man den Tieren genug Platz und günstige Bedingungen bietet, ist ihre Zucht gut möglich. Die Angaben in der Literatur, die Tiere eher trockener zu halten kann ich nicht unterstützen, da meine Tiere sich unter verhältnismäßig feuchten Bedingungen sehr gut gehalten haben.
Allerdings möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass einige befreundete Terrarianer mit dieser Art trotz ähnlicher Bedingungen nicht sehr glücklich wurden – es klappt also nicht immer gleich gut. Insgesamt finde ich, dass es wunderschöne und interessante, da sehr lebhafte Tiere sind, und meine Aussagen sind natürlich nicht objektiv, sondern sehr subjektiv und unrepräsentativ – ich bitte darum, sie als das zu nehmen, als was sie gedacht sind: Erfahrungen, die dem Gedankenaustausch und der Vermeidung von Anfängerfehlern dienen sollen.

Literaturhinweise:
Diese Artikel bzw. Bücher kann ich besonders in Bezug auf P. ornata empfehlen:
· „Amphibien und Reptilien Madagaskars“ (Ulmer-Verlag 1995), Henkel / Schmidt
· Elaphe Heft Nr.1 (Februar 1996): „Gruppenhaltung von P. ornata ornata“, Markus Fölling
· TI Magazin Heft Nr. 133 (Februar 1997): „Der Ornament-Taggecko“, Peter Krause
· „Faszinierende Taggeckos“ (NTV-Verlag 1997), Hallmann / Krüger / Trautmann

Alle, denen der vorliegende Bericht teilweise bekannt vorkommt, weise ich darauf hin, dass dieser eine aktualisierte und deutlicher auf P. ornata bezogene Überarbeitung meines „Erfahrungsberichtes zur Gruppenhaltung“ für das IG-Phelsuma Rundschreiben Nr. 24 (3/98) ist.

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