Haltung von Phelsumen & Mantellen
Andreas Mögenburg (IGP-Rundschreiben 4/97)
Einleitung:
Im Frühjahr letzten Jahres habe ich mir ein Paar Phelsuma seippi zugelegt, ich konnte in der Literatur nur sehr widersprüchliche Angaben über die Haltungsbedingungen dieser Phelsume erfahren. Es wurden Temperaturen von nicht über 25°C (Hesselhaus) angegeben und die Tiere so beschrieben, daß sie das direkte Sonnenlicht meiden. Da eine Phelsume aber auf jeden Fall die Möglichkeit haben muß sich unter einer Wärmequelle aufzuwärmen, besteht die Gefahr, daß sich das Becken tagsüber über die empfohlene Temperatur aufheizt. Um dieser Sache aus dem Weg zu gehen habe ich ein altes Aquarium hochkant gestellt und erhielt ein Becken mit den Maßen 40 x 40 cm in der Grundfläche und einem Meter in der Höhe. Als Beleuchtung wählte ich eine 80 W HQL – Lampe. Es waren somit kühlere Bereiche und sehr warme Bereiche gegeben. Das Terrarium wurde mit einigen Pflanzen, Bambusstäben und einem Ast, auf den ich eine Orchidee, Tillandsien und eine Bromelie band, eingerichtet.
Die Seippis nahmen die neue Umgebung sehr rasch an, sie waren mit ihren 13 cm ausgewachsen und vermehrten sich recht bald. Der Größenunterschied der beiden Geschlechter war mit wenigen Millimetern sehr gering. Sie hielten sich die meiste Zeit im oberen, dem also viel wärmeren Bereich auf. Hier herrschten im Sommer Temperaturen bis zu 37°C, was den Tieren wohl sehr gut zusagte.
Mantella madagascariensis – Phelsuma seippi:
Nun war der untere Bereich des Beckens ‚unbenutzt‘. Ich kam somit auf die Idee im unteren Teil Mantellen einzusetzen. Durch seine kühleren Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit die sich durch die dichte Bepflanzung dort den ganzen Tag über hielt, mußten meiner Meinung nach die erforderlichen Bedingungen erfüllt sein.
Durch ihr farbenfrohes Aussehen und der Tatsache, daß sie ebenfalls von Madagaskar stammen, war ich von diesen Amphibien sehr angetan. Die wohl bekannteste Mantelle ist das Goldfröschchen, Mantella aurantiaca welches einfarbig in Rot- bis Orangetönen vorkommt. Von dieser Art konnte ich einige Aufsätze aus den 60er und 70er Jahren über Haltung und erfolgreiche Nachzucht ausfindig machen. Da es sonst fast keine deutschsprachige Literatur über Buntfröschchen gibt (Henkel/Schmidt Amphibien und Reptilien Madagaskars), folgten einige Telefongespräche und Briefwechsel mit Terrarianern und Züchtern um möglichst viel über Mantellen zu erfahren, es war natürlich auch wichtig, ob meine Meinung bezüglich Haltungsbedingungen richtig war. Anschließend war ich um einige Informationen reicher.
- Mantellen brauchen nicht unbedingt einen Bachlauf, es genügt ein kleiner Wassertümpel
- die Haltungstemperaturen liegen bei maximal 27-28°C
- sie benötigen eine kühlere Periode im Winter um zur Paarung stimuliert zu werden
- die Zucht bereitet Schwierigkeiten besonders die Aufzucht der Jungfrösche
- sie halten sich hauptsächlich in Bodennähe auf
- ihr Hautgift ist relativ schwach, aber für unsere Schleimhäute leicht ätzend
- Mantellen sind nicht oft in Terrarien anzutreffen und somit schwer zu bekommen
- das Futterspektrum von Phelsumen und Mantellen ist nahezu identisch
Dies sind natürlich nur allgemeine Angaben und sind für jede einzelne Art etwas unterschiedlich.
Zufällig hatte eine befreundete Terrarianerin Mantella madagascariensis abzugeben. Diese 22-31 mm kleine Mantelle kommt hauptsächlich an der Ostküste Madagaskars vor. Sie hat eine schwarze Grundfarbe, gelbe Vorderbeine mit jeweils einem großen gelben Punkt über den Vorderbeinen, die Hinterbeine sind orange marmoriert, von der Schnauzenspitze zu den Augen verläuft ein gelbes Band. Die Tiere waren vor einigen Monaten als Wildfänge von ihr gekauft worden. So erstand ich am 1. April diesen Jahres 6 gesunde Wildfänge und einen Jungfrosch der bereits eine Nachzucht war. Die Gruppe bestand aus 2 Männchen und 4 Weibchen, die Geschlechter unterschied ich anhand von Größe und Färbung, die Weibchen waren viel farbenfoher sowie größer und massiger als die kleineren Männchen. Einen Unterschied anhand von Femoralporen der Männchen konnte ich noch bei keiner Mantelle nachvollziehen. Der Jungfrosch verstarb nach einigen Tagen, somit war eine Information bestätigt, daß Mantellen schwer aufzuziehen sind.
Nun ging es daran das vorhandene Terrarium abzuändern, ich brachte in den Boden eine Wanne ein (handelsübliche 1,5 Liter Eisbecher) und schichtete in diese Kieselsteine so, daß die Frösche und vor allem auch die Phelsumen wieder rausklettern können. Um den so entstandenen Tümpel legte ich Platten aus gepreßten Wurzeln und halbierte Kokosnußschalen damit genügend Unterschlupfmöglichkeiten angeboten wurden.
Meine einzige Sorge war nun, daß die beiden Arten gegenseitig Schaden voneinander nehmen.
Einmal, daß der Frosch von dem Gecko einfach aufgefressen wird, oder eben, daß der Gecko vom Hautgift des Frosches Schaden nimmt (unsere Phelsumen sind ja bekanntlich sehr neugierig und müssen in alles sich bewegendes reinbeissen).
Die Aufenthaltsorte der beiden Arten überschneiden sich im Becken, ein Buntfröschchen hat sich seinen Stammplatz in einer Bromelie in der oberen Hälfte ‚eingerichtet‘. Dort wird es oft über 30°C warm, ich denke jedoch es ist nur wichtig, daß er seine Haut in der Bromelie anfeuchten kann. Beim Füttern kommen die beiden Geckos nach unten und holen sich dort ihr Futter. Die bunte Färbung der Mantellen ist sicherlich eine Art Warnung und hält die Phelsumen davon ab sie anzugreifen. Ich biete als Futter kleine Heimchen, Grillen und Fruchtfliegen an, meist mit Korvimin ZVT und Calciumzitrat eingestäubt. Mantella madagascariensis nimmt alles an, was sie nur irgendwie erbeuten können, sogar verhältnismäßig große Heimchen. Das Becken wird einmal am Tag besprüht, wenn es in den Sommermonaten sehr heiß wird auch morgens und abends, in den Wintermonaten nur alle 2 – 3 Tage. Das Wasserbecken wird alle 2 Tage mit ca. 0,5 Litern aufgefüllt, somit kann das Wasser nicht ‚umkippen‘.
Nachzucht:
Vier Gelege der Mantellen und 3 Gelege der Phelsumen zeigen mir, daß die Tiere sich nicht gegenseitig stören lassen und erst recht keinen Schaden voneinander nehmen.
Die Gelege waren jeweils zirka 1 cm hohe und breite Häufchen mit ungefähr 38 weißen Eiern die von einer durchsichtigen Masse umgeben waren. Das erste Gelege wurde am 1. Juni abgelegt, die Eier kamen aber nicht zur Entwicklung. Die restlichen 3 Gelege wurden alle am 16. Juli nebeneinander in die selbe Höhle gelegt, die Eier entwickelten sich bis zu einem bestimmten Stadium, verpilzten aber dann nach einigen Tagen. Aus den 4 Gelegen der Mantellen schlüpften somit keine Kaulquappen. Der Laich wurde immer an dunklen Stellen gelassen, da die Eier sehr lichtempfindlich sein sollen.
Aus den Gelegen von Phelsuma seippi sind kürzlich zwei Jungtiere geschlüpft und die letzten beiden werden bestimmt bald folgen.
Mantella viridis – Phelsuma klemmeri:
Da diese Zusammenstellung ohne Probleme verlief und das Terrarium äußerst interessant zu beobachten war, es war wirklich immer etwas los, entschied ich mich noch ein weiters Becken auf diese Weise zu gestalten. So ein interessantes Becken ist immer ein Blickfang im Wohnzimmer.
Dieses Terrarium hat die Abmessungen 60 X 40 cm als Grundfläche und 80 cm in der Höhe. Beleuchtet wird es ebenfalls mit einer HQL – Lampe, 80W bzw. 125W je nach Jahreszeit. Es wurde im unteren Bereich wieder auf ähnliche Art mit der Wanne eingerichtet und darauf geachtet, daß genügend Unterschlupfmöglichkeiten vorhanden sind.
Bei einem Händler kaufte ich 2 Mantella viridis, es waren die einzigen Tiere die von seiner Lieferung überlebten. Von einem Terrarianer erhielt ich weitere 6 Tiere. Sie sind mit 25-31 mm etwas größer und vor allem kräftiger (fetter) als Mantella madagascariensis. Bisher wurden die Mantella viridis nur an der Nordspitze Madagaskars gefunden. Sie sind auf dem Rücken fast einheitlich grün, mit einem schwarzen Streifen von der Schnauzenspitze über die Augen hinweg bis zu den Vorderbeinen. Die Bauchseite ist schwarz mit grünen Punkten. Die Hinterbeine einiger meiner Exemplare gehen schon farblich stark ins blau. Eine Geschlechterunterscheidung konnte ich nicht ausmachen.
Die Tiere sind sehr scheu und eher selten zu sehen, was mir beim Fotografieren einige Probleme bereitete. Sie kommen nur zur Fütterung aus ihren Verstecken und nehmen trotz ihrer kräftigen Statur nur Fruchtfliegen und sehr kleine Heimchen und Grillen an.
Nach einer Quarantänezeit setzte ich Mitte Juni diesen Jahres die Buntfröschchen zusammen mit 5 Phelsuma klemmeri in das beschriebene Becken. Die Gruppe bestand aus einem adulten Weibchen, einem semiadulten Paar und zwei Jungtieren mit ca. 5,5 cm Größe.
Die Klemmeris vertragen sich bis heute gut, sie sind nun fast alle adult und in der Gruppe sind 2 Männchen, ich kann oft alle fünf auf einem Haufen beim Sonnenbad beobachten. Dies würde mal wieder für die Verträglichkeit dieser Phelsume untereinander sprechen.
Auch hier gibt es zwischen Geckos und Fröschen keinerlei Probleme und das benötigte möglichst kleine Futter den Phelsumen deckt sich mit dem der Mantellen.
Nachzucht:
Von Mantella viridis wurden keine Gelege produziert, dies kann mit dem Fehlen der Winterruhe zusammenhängen, da die Tiere schon längere Zeit vom Vorbesitzer gepflegt wurden ohne eine kühlere Periode einzuhalten. Vielleicht habe ich aber nur keine Weibchen oder Männchen.
Die beiden Klemmeri-Weibchen produzierten Gelege und müssen sich also ebenfalls wohl fühlen.
Zusammenfassung:
Wenn sich jemand für dies Art von Fröschen aus Madagaskar interessiert und seine Freude an einem Terrarium hat in dem immer eine gewisse Lebendigkeit von unterschiedlicher Art zu beobachten ist, ist diese Art von Vergesellschaftung zu empfehlen.
Es muß darauf geachtet werden, daß die vergesellschafteten Arten in etwa die selben Ansprüche haben, die Phelsumenart sollte aber auch von der Größe zu den Mantellen passen, ich könnte mir vorstellen, daß dies bei Phelsuma borbonica, P. guimbeaui oder P. flavigularis schon zu Problemen führen könnte und die Mantellen eventuell doch als Futter angesehen werden. Wenn man es zur Nachzucht der Goldfröschchen bringt, sollten auf jeden Fall die Kaulquappen und die kleinen Jungfrösche separat aufgezogen werden.
Das einzige Problem sehe ich darin, gesunde Tiere zu erhalten. Da sie wie bereits erwähnt und auch selbst erfahren werden Mantellen sehr selten nachgezüchtet und sind somit fast nur als Wildfänge zu erhalten und diese sind meist in einem sehr schlechten Zustand, was man den kleinen Tieren nicht ansehen kann.